Schuldfähigkeit

Firmung heißt übersetzt bestärken, festigen, ermutigen und ist ein Schritt in die Mündigkeit. Die jungen Menschen sollen eine bewusste Entscheidung treffen und Zeugen der befreienden Botschaft Jesu werden. Dabei geht es auch um Schuld und Versöhnung, um die Vergebung der Sünden und die befreiende Botschaft Jesu.
An diesem Ort unfassbarer Schuld und unsäglichen Leids stellt sich dann aber auch die Frage, ob wir in der Kirche diesen befreienden Sinn der Botschaft in der Rede vom endzeitlichen Gericht Gottes nicht zu oft verdunkelt haben, weil wir die Gerichtsbotschaft zwar laut und eindringlich vor den Kleinen und Wehrlosen, aber häufig zu leise und halbherzig vor den Mächtigen dieser Erde verkündet haben?
Hat die Praxis unserer Kirche nicht zu oft den Eindruck gemacht, dass man die kirchliche Schuldpredigt bekämpfen muss, wenn man der realen Freiheit und Mündigkeit der Menschen dienen will? Die christliche Predigt der Umkehr muss jedenfalls immer der Versuchung widerstehen, Menschen durch Angst zu entmündigen. Jesus geht es um den Anfang einer Gotteserfahrung, die als "Transzendenz nach unten" zur Schuldfähigkeit befreien und nicht durch Angst entmündigen will.

Firmvorbereitung
Berufsorientierung

Werte und Haltungen Werte brauchen Haltungen

In helfenden Berufen werden leidende, kranke, einsame Menschen gepflegt, behandelt, beraten oder betreut. Mit welcher inneren Haltung, mit welchem Habitus wir dies immer wieder tun, ist dabei auch eine Frage eigener Gesundheit. Diese Erfahrung machen die Mauritzer Franziskanerinnen schon von Anfang an mit ihrem heilenden Dienst in der Kranken- und Altenpflege, der Hospiz- und Wohnungslosenhilfe oder im Einsatz für Menschenrechte und Frauen in Not.
Mit ihrem stellvertretenden Dienst des Gebets, des Gesprächs und des Daseins an diesem Ort unsäglichen Leidens, leisten sie ein Beitrag gegen Gleichgültigkeit und Vergessen und möchten aus ihrer franziskanischen Tradition heraus zur Versöhnung beitragen und zugleich deutlich machen, dass wir auch vor dem Leid von heute nicht die Augen verschließen und das "Lauschen" auf die Schreie in unserer Welt "nicht verlernen" dürfen. (Nelly Sachs)
Dabei hat die Begegnung mit Überlebenden und ihren Erinnerungen, aber auch das Gespräch mit Menschen, die mit ihrer Schuldgeschichte zu uns kommen, die Haltung der Wachsamkeit und Aufmerksamkeit entscheidend geprägt - "das natürliche Gebet der Seele" (Nicolas de Malebranche).

Was uns angeht

Wie von Gott reden im Angesicht des himmelschreienden Leidens der Geschundenen und Geschlagenen hier in Esterwegen? Diese Frage begleitet uns schon seit der Eröffnung des Klosters vor sieben Jahren.
Warum tut sich unsere Kirche mit unschuldigen Opfern eigentlich immer schwerer, als mit schuldigen Tätern? Von Anfang an zeigt sich in unserer Kirche eine Tendenz, die zutiefst beunruhigende Frage der Bibel nach der Gerechtigkeit für die unschuldig Leidenden umzulenken in die Frage nach der Erlösung der Schuldigen, also in eine Frage, für die wir Christen in der Erlösungstat Jesu Christi die Antwort gefunden haben.
Dabei steht unsere Glaubwürdigkeit auf dem Spiel, wenn junge Menschen nach Begegnungen mit Überlebenden fragen: "Warum habt ihr uns von diesen Katastrophen nichts erzählt? Warum sieht man unserer Kirche die Leidensgeschichte der Menschen so wenig an? Warum tritt sie so oft in triumphalistischem Purpur auf und spendet den Mächtigen ihren Segen? Gibt es denn Leid, das uns nicht angeht?" In solchen Augenblicken zählt nur noch eine Autorität, eine Autorität aber, die allen Menschen, allen Weltanschauungen und Religionen zugänglich und zumutbar ist, die Autorität der Leidenden.

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