Das "Lied der Moorsoldaten"

Das Moorsoldatenlied wurde 1933 von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor geschaffen. In diesem Lager wurden vorwiegend politische Gegner des Nazi-Regimes gefangen gehalten. Mit einfachen Werkzeugen wie dem Spaten mussten diese dort das Moor kultivieren.

Das Lied wurde am 27. August 1933 bei einer Veranstaltung namens "Zirkus Konzentrazani" von 16 Häftlingen aufgeführt, überwiegend ehemaligen Mitgliedern des Solinger Arbeitergesangvereins.

Texter des Liedes waren der Bergmann Johann Esser und der Schauspieler und Regisseur Wolfgang Langhoff, die Musik stammt von Rudi Goguel.

Das Lied entstand als bewusster Protest der Widerstandskämpfer gegen ihre Unterdrücker. Der äußere Anlass war die "Nacht der langen Latten". Das war ein Pogrom, ein nächtlicher Überfall der SS-Leute auf eine Baracke, bei der es zahlreiche schwer und leicht Verletzte gab. Die Antwort auf diesen Pogrom war, eine Kulturveranstaltung durchzuführen, um die höhere Moral gegenüber dieser Grausamkeit der SS zu demonstrieren.

Stefan Hempen (geb. 1973) erinnert mit seinen Skulpturen an die Uraufführung - Symbol für den Widerstand gegen den Terror der NS-Diktatur.

Erinnerungen

Rudi Goguel erinnerte sich später: "Die sechzehn Sänger, vorwiegend Mitglieder des Solinger Arbeitergesangsverein, marschierten in ihren grünen Polizeiuniformen (unsere damalige Häftlingskleidung) mit geschulterten Spaten in die Arena, ich selbst an der Spitze in blauem Trainingsanzug mit einem abgebrochenen Spatenstiel als Taktstock. Wir sangen, und bereits bei der zweiten Strophe begannen die fast 1000 Gefangenen den Refrain mitzusummen. ...

Von Strophe zu Strophe steigerte sich der Refrain, und bei der letzten Strophe sangen auch die SS-Leute, die mit ihren Kommandanten erschienen waren, einträchtig mit uns mit, offenbar, weil sie sich selbst als 'Moorsoldaten' angesprochen fühlten. ...

Bei den Worten‚ '... Dann ziehn die Moorsoldaten nicht mehr mit den Spaten ins Moor' stießen die sechzehn Sänger die Spaten in den Sand und marschierten aus der Arena, die Spaten zurücklassend, die nun, in der Moorerde steckend, als Grabkreuze wirkten."

Die Moorsoldaten

Zwei Tage nach der ersten Aufführung wurde das Lied von der Lagerleitung verboten. Trotzdem war es das Wachpersonal des Lagers, das wiederholt verlangte, dass das Lied von den Häftlingen auf ihren Märschen zum Arbeitsplatz gesungen wurde. Durch entlassene oder in andere Lager verlegte Gefangene wurde das Lied über Börgermoor hinaus bekannt.

1. Strophe

Wohin auch das Auge blickt.
Moor und Heide nur ringsum.
Vogelsang uns nicht erquickt,
Eichen stehn kahl und krumm.
    Wir sind die Moorsoldaten
    und ziehen mit dem Spaten
    ins Moor ...

2. Strophe

Hier in dieser öden Heide
ist das Lager aufgebaut,
wo wir fern von jeder Freude
hinter Stacheldraht verstaut.
    Wir sind die Moorsoldaten
    und ziehen mit dem Spaten
    ins Moor ...

3. Strophe

Morgens ziehen die Kolonnen
in das Moor zur Arbeit hin,
graben bei dem Brand der Sonne,
doch zur Heimat steht der Sinn.
    Wir sind die Moorsoldaten
    und ziehen mit dem Spaten
    ins Moor ...

4. Strophe

Heimwärts, heimwärts! Jeder sehnet
zu den Eltern, Weib und Kind.
Manche Brust ein Seufzer dehnet,
weil wir hier gefangen sind.
    Wir sind die Moorsoldaten
    und ziehen mit dem Spaten
    ins Moor ...

5. Strophe

Auf und nieder gehn die Posten,
keiner, keiner kann hindurch,
Flucht wird nur das Leben kosten,
vierfach ist umzäunt die Burg.
    Wir sind die Moorsoldaten
    und ziehen mit dem Spaten
    ins Moor ...

6. Strophe

Doch für uns gibt es kein Klagen,
ewig kann´s nicht Winter sein.
Einmal werden froh wir sagen:
Heimat, Du bist wieder mein!
    Dann ziehn die Moorsoldaten
    nicht mehr mit dem Spaten
    ins Moor ...

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